Raphaela Riepl
>Touched<Eröffnung: Freitag, 12. Januar 2024 – 19 Uhr Zur Eröffnung spricht Lisa Ortner-Kreil, Kuratorin Kunstforum Wien.
Die Künstlerin ist anwesend.
Im Kabinett: Hans Staudacher kuratiert von Renate Freimüller
Raphaela Riepl (geb. 1985 in Linz, lebt und arbeitet in Wien) geht es in ihrer künstlerischen Arbeit um Berührung. „So verschieden Berührungen sein können, ermöglichen sie jedenfalls einen Austausch. Wenn ich mich berührt fühle, findet Kommunikation statt. Es kann ein Eintauchen in eine andere Perspektive sein,“ sagt die Künstlerin.
Kommend aus dem Medium Zeichnung – sie hat von 2005 bis 2010 bei Gunter Damisch an der Akademie der bildenden Künste studiert – hat Raphaela Riepl bedingt durch einen fünfjährigen Aufenthalt in New York City das Medium Neon für sich entdeckt. Lochblech-Träger stattet sie mit verschiedenfarbigen Neon-Linien aus, organische Umrisse treffen auf zarte Rosa-, Violett- und Blautöne. Der Zusammenhang zwischen Zeichnung und Neon-Arbeiten ist dabei vor allem bei Tageslicht evident: „Ich denke über meine Neon-Arbeiten als Zeichnungen mit Licht“, sagt die Künstlerin. Wenn der Abend anbricht und die Helligkeit im Raum abnimmt, verwandeln sich Raphaela Riepls Neon-Arbeiten in Objekte von fast malerischer Qualität, die mit atmosphärischer Stimmung und Licht-Streuung den Raum „berühren“.
Zartheit und Transparenz, schillernde Oberflächen, Polka Dots, Kreissegmente und eben diese ganz besondere, sich in steter Verwandlung befindende Neon-Lichtquellen nehmen einen Dialog mit dem Raum auf, in dem Raphaela Riepls Arbeiten gezeigt werden. Das Strahlen, das die Leuchtkörper aussenden, taucht eine Raum-Architektur in eine Stimmung. Das Licht findet seinen Weg in jeden Winkel des Raums und nimmt ihn so in Besitz.
Ein Medium, zu dem Raphaela Riepl erst relativ rezent durchgedrungen ist, ist der Stoff, konkreter monumentale Stoffbahnen aus Seide, die sie zunächst per Hand mit unregelmäßigen Kreis-Formationen in schwarz-weiß ausstattete, später dann auch im Digitaldruck weiterverarbeitete. Den Stoff kombiniert sie einerseits installativ wie einen monumentalen Baldachin, der sich auf den Raum niedersenkt, und andererseits findet der Stoff auch Anwendung in Kombination mit Papierarbeiten bzw. Zeichnungen, wo er als Hintergrund dient und manchmal sich auch verselbstständigt und aus den vorgesehenen Rahmen „wuchert“.
Auch eine Reihe von Zeichnungen präsentiert Raphaela Riepl in der Galerie3: Großformatig und auf dunkelblauem Papier entstehen diese immer in Serie. Die Künstlerin arbeitet dafür mit Wachsmalkreiden in Weiß-, Grün, Blau- und Lila-Tönen. Die kreisförmigen Segmente, die sie setzt, werden mit dichten Farbschichten überzogen, welche die Formen fast plastisch wirken und aus dem Zeichenblatt förmlich heraustreten lassen. Ähnlich in den Neon-Arbeiten geht es auch hier um „leuchtende Linien“, ein Strahlen wird aus dem dunklen Papier-Grund heraus erzeugt.
Eine Reihe neuer Neon-Arbeiten zeigt sich puristisch, die Künstlerin spricht über diese relativ rezenten Arbeiten als „Hände“, in verschiedenen Neon-Farben und mit großteils nur vier Fingern angedeutet, präsentieren sich diese Arbeiten sowohl an der Wand, im Raum als auch auf Sockeln – ehemaligen Sonnenschirmständern. „Viel Inspiration beziehe ich auch aus dem öffentlichen Raum, etwa aus Unterhaltungsarchitekturen wie man sie beispielsweise im Wiener Prater findet, wo es ja nach wie vor sehr viel Neon gibt. Oft sehe ich auch im Bau-Materialien und mir gefallen die Referenzen, die da mitschwingen und ich baue das dann in meine Arbeit ein,“ erzählt die Künstlerin. Dinge, die plötzlich einen eigenen, dinghaften Charakter entwickeln, interessieren Raphaela Riepl.
Viele ihrer Arbeiten haben auch eine leicht skurrile Note: „Ich finde es lustig, wenn Dinge eine Persönlichkeit kriegen. Ich sehe oft Charaktere in verschiedenen Dingen oder Objekten.“ Mit subtiler Parodie entwickeln die Arbeiten von Raphaela Riepl eine Form von Eigenleben: Organismen, die unbeholfen, fast tollpatschig scheinen, strahlen doch auch eine Souveränität und ein Selbstbewusstsein aus. Der leicht absurde Zug ihrer Arbeit ist dabei ein wesentliches Qualitätsmerkmal und straft das „perfekte künstlerische Meisterwerk“ Lügen.
„Touched“ ist die erste Einzel-Ausstellung von Raphaela Riepl in der Galerie3. Man wünscht sich mehr von dieser Arbeit, die nicht nur einen hohen Wiedererkennungswert, sondern auch eine erstaunliche Bestimmtheit und Ausgegorenheit – im positivsten Sinn – an den Tag legt.
Text: Lisa Ortner-Kreil
Raphaela Riepl (*1985, Linz), die in New York City zur Lichtkunst fand, setzt permanente und temporäre Projekte im öffentlichen Raum um und ist in Ausstellungen im In – und Ausland vertreten.
Anlässlich des hundertundersten Geburtstages von Hans Staudacher kuratiert Renate Freimüller für das Kabinett der Galerie3 eine kleine Hommage mit außergewöhnlichen Papierarbeiten des 2021 verstorbenen Kärntners.
Ausstellungsdauer: 13. Januar – 17. Februar 2024