Die Malerei von Zorka L-Weiss scheint auf den ersten Blick reduziert auf Farben und Formen, die beiden zentralsten Mitteln der Malerei, doch steckt hinter der strengen Geometrie der Versuch, ihrer eigenen Naturwahrnehmung Ausdruck zu verleihen. Ordnung spielt dabei eine große Rolle für die Künstlerin, denn sie hilft ihr, das Chaos zu sortieren, das Unbegreifliche begreifbar zu machen.
Im Schaffensprozess sammelt die Künstlerin zunächst Eindrücke von der Natur, die dann in Farben übersetzt werden und so in formalen Strukturen ihre Ordnung finden. Der Fokus liegt dabei häufig auf Verwandlungsprozessen, wie dem natürlichen Verlauf der Jahreszeiten oder dem Gedeihen und Vergehen von Pflanzen. Doch lässt sich auch in der künstlerischen Arbeit ein Verwandlungsprozess finden, denn durch die konstruktivistische Herangehensweise formt die Künstlerin ihre subjektive Empfindung in ein klares, rationales Bild, die persönliche Erfahrung verwandelt sich also in eine abstrakte Komposition.
Die Malerei von Zorka L-Weiss zeichnet sich daher durch ein Wechselspiel zwischen Farbe und Form aus, wobei die Formensprache doch zu überwiegen scheint und der rationale Zugang dadurch betont wird. Die strenge Geometrie kann in diesem Zusammenhang auch als Gegensatz zum Natürlichen verstanden werden. Die Natur wurde rationalisiert und in Ordnung gebracht und mit Hilfe der abstrakten Geometrie in eine autonome Bildwelt verwandelt, in die wir wiederum eintauchen können. Durch den emotionalen Gehalt der Farben wird uns ein ganz persönlicher Zugang zu den Bildern ermöglicht, denn jede:r erlebt diese abstrakten Farbwelten anders. Zusätzlich angeregt durch die Titelgebung, wird also der Verwandlungsprozess auch in der Betrachtung der Bilder fortgeführt.
Zorka L-Weiss, 1946 in Klagenfurt/Celovec geboren, studierte Malerei an der Akademie der Bildenden Künste in Wien bei Max Weiler. 1971/72 erhielt sie ein Stipendium in Rom, darauf folgten Ausstellungen vor Ort. Nach ihrem Auslandaufenthalt verlegte Sie den Mittelpunkt ihres künstlerischen Schaffens zurück nach Kärnten, wo sie seither in ihrem Atelier am Bauernhof arbeitet, inspiriert vom Blick auf die Karawanken. Ihre Arbeiten wurden in etliche Ausstellungen im In- und Ausland gezeigt, mit Schwerpunkt auf Slowenien und Kärnten und befinden sich u.A. in der Sammlung des MMKK (Museum Moderner Kunst Kärnten). Zuletzt war sie 2020 prominent in der Ausstellung „Abstrakt. Geometrie+Konzept“ vertreten.